Das vergessene Atoll

Saint Brandon, auch bekannt als Cargados Carajos Shoals, ist eine Inselgruppe mit einem ausgedehnten Riff im Indischen Ozean, 407 Kilometer nordöstlich von Mauritius.

Die Inselgruppe wurde vermutlich schon im 7. Jahrhundert von arabischen Seeleuten entdeckt. Ihren Namen erhielt sie 1506 von portugiesischen Seefahrern auf dem Weg nach Indien. 1598 wurden die Inseln von den Niederländern erobert, kamen 1722 unter französisches Protektorat, gelangten 1810 in britische Hand und wurden 1968 Teil des unabhängigen Mauritius. Sie liegen auf dem unterseeischen Maskarenen-Plateau und sind somit Teil der Inselgruppe der Maskarenen.

Ihre Landfläche beträgt nur rund 3,2 km², das Riff erstreckt sich auf 65,5 km in Nord-Süd-Richtung bei einer Breite von rund 21 km, bedeckt also eine Fläche von etwa 1.356 km². Die Inselgruppe besteht aus über 50 kleinen Inseln, Riffen und Sandbänken. Fast alle erheben sich westlich dieses Riffs aus dem Meer. Sie bilden die Reste eines untergegangenen Vulkans.

Jahrelang unbewohnt und deshalb auch das vergessene Atoll genannt. Die Inseln wurden als Fischerei-Stützpunkt genutzt, der Abbau von Guano und die Kopra-Produktion waren weitere Erwerbsquellen. 2016 wurde die professionelle Fischerei eingestellt. Die Unterkünfte der damaligen Saisonarbeiter wurden jetzt für Angler/Taucher hergerichtet. Diese befinden sich auf der Isle St.Raphael und auf der Isle de Sud.

Saint Brandon ist heute ein Top-Spot für Fliegenfischer aus aller Welt. Große Bonefishs, Permits, alle Arten von Trevallys (Giant, Bluefin, Golden und Greenspot) sowie viele verschiedene Grouper können in der kilometerlangen Lagune gefangen werden. Auch das Jigging und Poppern auf GT's und Doggys ist sehr erfolgreich.

Die Inseln sind mit Korallensand bedeckt, an vielen Stellen befindet sich eine dicke Schicht Guano. Meeresschildkröten nutzen die fast unbewohnten Strände zur Eiablage.

Leider hat der zunehmende Tourismus auch hier seine negativen Eigenschaften hinterlassen. Obwohl der Zugang streng regelemtiert ist, haben die organisierten Expeditionen stark zugenommen. Mit den Boote kamen auch einige Ratten auf die Inseln. Diese fanden in den Eiern der Ruchseeschwalben und Feenseeschwalben reichlich Nahrung und vermehrten sich rasch. Maßnahmen die Rattenplage zu bekämpfen blieben leider wirkungslos. Heute gibt es auf der Isle du Sud nur noch circa 20% der Vogel-Population von 2004. Die nördlichste Insel heißt Albatross Island ist Naturschutzgebiet und ist die Heimat von hundertausenden Fregattvögeln.

Immer wieder kommt es zu Unfällen an Saint Brandons Riffkante. Asiatische Longliner und auch Frachtschiffe sind an dem tückischen Riff gestrandet. Aufmerksamkeit erregte die Strandung der "Vestas Wind" beim Volvo Ocean Race 2014. Die Mannschaft konnte unverletzt gerettet werden. Das Schiff wurde nach 3 Wochen geborgen, im Gegesatz zu so manch anderen Geisterschiffen, die noch heute zu beobachten sind.