Bericht Marlin 610 lbs

Marlin im Boot

Blue Marlin 610 lbs
Le Morne, Mauritius, 2.Februar 2001

 7.00 Uhr    Ausfahrt der "CHALLENGER 5" mit Walter an Bord, sowie "CHALLENGER 6" mit Klaus und mir.

 9:00 Uhr    Erste Möwen weisen uns den Weg zu einem Bonitoschwarm. Sechs Boote versuchen den begehrten Lebendköder zu bekommen.

10:00 Uhr   Wir haben Glück und erwischen zwei, die wir sofort auf unser 80lbs Marlingerät montieren.

10:30 Uhr   Ein Wahoo hat mit seinen messerscharfen Zähnen beiden Bonitos die Schwanzflosse abgebissen. Wir montieren wieder um auf Jigs.

11:20 Uhr   Wieder weisen uns die Möwen den Weg. 10 Minuten später sind wir in einem riesigen Schwarm von Bonitos. Drei werden gehakt, jedoch nur zwei an Bord gebracht und sofort wieder an den beiden 80lbs Ruten montiert.

12:35 Uhr   Wir sind sehr weit draußen. Mauritius mit unserem Berg "Le Morne" ist nur noch als winziger Fleck am Horizont zu erkennen. Walter ist bereits zurück zum Hafen. Er erwartet Freunde, die ihn besuchen wollen.

12:40 Uhr   Der Outrigger schlägt aus dem Lineclip. "STRIKE,STRIKE".  Klaus springt in den Kampfstuhl. Unser Skipper Jean-Marie gibt auf sein Kommando Vollgas mit beiden Motoren. Der Blue Marlin springt etwa 150 Meter hinter dem Boot aus dem Wasser. Wir schätzen ihn auf circa 500 lbs. Der Haken sitzt. Nachdem Jean-Marie die Motoren wieder gedrosselt hat beginnt der Drill. Erst jetzt bemerken wir, dass der Kampfstuhl gebrochen ist. Die Basisplatte direkt unter dem Sitz ist an der hinteren Befestigung durchgebrochen. Der Sitz befindet sich nach vorne in einer unangenehmen Schräglage. Uns wird schnell klar, dass die keine günstige Sitzposition für den Drill eines großen Marlin ist. Zu allem Unglück teilt uns Jean-Marie mit, dass der rechte Motor ausgefallen ist. Meine Aufgabe besteht nun darin, den Sitz samt Angler immer in Richtung Marlin zu drehen. Mit nur einem Motor ist es sehr schwer den Fisch immer hinter dem Boot zu halten.

14:40 Uhr    Klaus sitzt jetzt schon 2 Stunden im Stuhl. Die komische Sitz/Standposition auf dem Stuhl macht ihm schwer zu schaffen. Er hat überhaupt keine Hebelkraft in der Rute, da er diese nur 50 cm nach oben hieven kann. Einige Male hatte er den Marlin schon bis auf 20 Meter ans Boot gedrillt. Dies scheint eine magische Grenze für ihn zu sein. Jedesmal zieht er dann 100 Meter von der 80lbs Penn International. 10 Minuten später wiederholt sich das Ganze aufs Neue. Klaus berät sich mit seinem erfahrenen Skipper Jean-Marie. Ein Marlin dieser Größenordnung (wir waren immer noch bei 500 lbs ) sollte eigentlich nach 1 Stunde ausgedrillt sein. Irgendetwas war mit diesem aber nicht in Ordnung.

15:00 Uhr   Klaus Kräfte schwinden, aufgrund seiner unbequemen Sitzposition schneller als gewöhnlich. Er bittet mich seinen Platz einzunehmen. Gesagtgetan, zwei Minuten später sitze ich in dem defekten Kampfstuhl und spüre die immer noch ungeheure Kraft des Fisches. Mir geht es auch nicht anders als Klaus. Jedes Mal wenn ich den Marlin bis zur Doppelleine hochgepumpt habe, stellt sich das Tier quer zur Strömung und zieht ohne Probleme 100 bis 150 Meter von der komplett geschlossenen Bremse der Rolle. Inzwischen haben wir über Funk Hilfe angefordert. Ein Freund von Klaus ist mit seinem Speedboot unterwegs zu uns.

16:00 Uhr   Die See wird unruhiger und das Manovrieren schwieriger. Eine Stunde sitze ich nun schon im Stuhl, und das "Spiel" wiederholt sich immer und immer wieder. Irgendwann muss der Marlin doch mal müde werden. Das Speedboot ist da. Die Rute wird mit einem dicken Seil gesichert und wir sollen uns zum Übersetzen fertig machen. Übersetzen ?! Bei dem Seegang ? Nichts für mich.  Das Boot kommt längsseits an Steuerbord und beide krachen heftig aneinander. Beim dritten Versuch klappt es dann doch. Klaus und Assistent Coutuc springen rüber. Geschafft! Wir reichen noch die Rute hinüber, während Klaus schon im Kampfstuhl Platz nimmt.

16:15 Uhr   Inzwischen hat Walter die Ereignisse auf See über Funk mitverfolgt. Zusammen mit Cyril de Robillard (Manager des Beachcomber Fishing Clubs) ist er an Bord der "CHALLENGER 5"  ist er auf dem Weg zum Ort des Geschehens. Skipper Jean-Marie und ich tuckern mit nur einem Motor langsam in Richtung Mauritius. Wir treffen uns unterwegs, und Walter beschließt trotzdem zu Klaus zu fahren.

17:00 Uhr   Wir erhalten die Nachricht, dass die Rutenhalterung am Kampfstuhl abgebrochen ist. Klaus fightet den Fisch nur mit dem Harness. Zum Glück ist mittlerweile Walter auf der "CHALLENGER 5"  bei ihm angekommen. Diesmal wechselt aber nur die Rute das Boot. Klaus ist mit seinen Kräften am Ende und will nicht mehr übersetzen.

17:40 Uhr   Walter ist nun der dritte Angler, der versucht den Marlin zum Aufgeben zu überreden. Nach vierzig Minuten macht ihm aber sein Rücken einen Strich durch die Rechnung. Cyril ist der vierte Angler im Kampfstuhl. Nach weiteren 20 Minuten gibt der Marlin endlich seinen Widerstand auf und kann gelandet werden.

18:30 Uhr  Ich verfolge den restlichen Teil unseres Marlin-Abenteuers über Funk im Hafen. Inzwischen ist auch Klaus mit dem Speedboot zurück. Er kann kaum gerade stehen.

19:00 Uhr   Inzwischen ist es Dunkel geworden. Die "CHALLENGER 5" verfügt über keinerlei Navigationgerät an Bord. Die Einfahrt in die Lagune ist nur 20 Meter breit. Wir beschließen von einem Boot aus die Passage mit großen Lampen zu beleuchten.

20:00 Uhr   Skipper Harold mit der "CHALLENGER 5"  taucht vor der Einfahrt auf. Durch ein Missverständnis in der Kommunikation passiert genau das was wir verhindern wollten. Das Boot setzt auf dem Riff auf. Nach zahlreichen Versuchen gelingt es uns schließlich die "CHALLENGER 5" wieder frei zu bekommen, und in den Hafen schleppen. Endlich kann der Marlin ausgeladen werden und wir sehen warum er uns 6 Stunden lang in Atem gehalten hat. Beim Biss hatte sich der Marlin den Haken aus dem Maul geschlagen. Dieser setzte sich außen hinter dem Auge im festen Fleisch fest.

Walter Mikel Klaus

Fazit:

Blue Marlin 610lbs | 6 Stunden Drill | 4 Angler, 3 Boote | 1 Boot für 5 Tage in Reparatur | 2 kaputte Kampfstühle | 1 wunderbarer Tag auf Mauritius

 

Bericht von: Mikel Delmes